Die Dimension Nähe
Beziehungen? Ja. Gerne. Aber auf gehöriger Distanz. Ich bin kein Party-Typ, eher introvertiert, sagt man. Das mag so sein, gilt aber nicht immer. Es gibt Zeiten, in denen ich mich inmitten von Freunden wohlfühle. Dann jedoch, nach einer Weile, mag ich mich gerne zurückziehen, etwas für mich machen, etwas auf das ich stolz sein kann. Meine ‚blaue‘ Seite will, dass ich als Individuum wahrgenommen werde. Ihr ist die Anerkennung wichtig, sie will stolz sein. Wenn ich sie vernachlässige, macht sie mir Leistungs-Stress. Also ziehe ich mich in mein Büro zurück, schreibe weiter am nächsten Buch oder kümmere mich um die Verbesserung der TwentyFive-Analysen. Nach einer Weile macht mir die ‚gelbe‘ Seite gehörigen Stress. Der Mensch soll nicht alleine sein. Auch ich nicht. Es sind traurige Gefühle, manchmal sehnsuchtsvolle, die mich antreiben, die Nähe zu anderen zu suchen, mit denen ich gerne zusammen sein mag. Doch dann, nach einer Weile der Gemeinsamkeit, nach Erzählen und Zuhören und zusammen Lachen, beginnt mein Anerkennungsbedürfnis zunächst leise, dann aber zunehmend Stress zu machen: Gehe wieder an die Arbeit. Sorge für Qualität, damit deine Werke gewürdigt werden können. Du musst den Artikel noch zu Ende schreiben. Höre ich nicht auf diese Leistungsstimmen, setzen sie ein Gedankenkarussell in Gang. Es ist zum Verrücktwerden.
Frieden im inneren Team? Ich frage mich, welchen Sinn dieses Hin und Her hat. Wie lässt sich eine gute Balance herstellen? Ich denke an die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Menschen. Die Stichworte sind Diversität und Moderation. Das kann ich auf meine Persönlichkeitsanteile übertragen, denke ich, und frage meine blaue Seite: „Kannst du den Zugehörigkeits-Anteil unterstützen?“ Spontane Antwort: „Ja. Natürlich.“ „Okay, und umgekehrt, liebe gelbe Seite?“ Antwort: „Selbstverständlich und jederzeit gerne.“ Unwillkürlich muss ich lachen, beruhige mich dann und frage dann etwas angesäuert: „Weshalb macht ihr mir dann immer wieder diesen blöden Stress?“ Beide sagen es fast gemeinsam: „Weil du uns nicht moderierst. Weil du uns keine Visionen, Ziele oder wenigstens Aufgaben gibst. Wir wissen nicht, was du in deinem Leben wirklich willst.“
Gemeinsame Ziele? Nun. Ich weiß, was ich in den folgenden Jahren erreichen möchte. Offenbar war es bei meinen Persönlichkeitsanteilen nicht angekommen. Also gebe ich ein kurzes Intro für Blau und Gelb. Dann frage ich, ob sie einverstanden sind und wie sie einander unterstützen können. Die Zugehörigkeits-Seite beginnt: „Ich sorge dafür, dass die Leistungen von Blau angemessen kommuniziert werden. Also so, dass auch diejenigen es verstehen, die du erreichen willst. Anerkennung bekommst du nur dann, wenn du deine Ergebnisse gut präsentierst und mit den anderen abstimmt.“ „Genau das fehlte mir bislang“, antwortet die blaue Seite. „Das liegt aber auch daran, dass du dich wahllos anderen Menschen angeschlossen hast. Dir war es fast egal, ob es Bürokraten, Kommunisten oder Kapitalisten waren, solange sie dich in ihre Mitte aufgenommen haben.“ Gelb stimmte zu: „Diese Tendenz zu ‚everybody’s darling‘ ist mir auch aufgefallen, das war häufig ziemlich stressig. Und du kannst mir helfen, die Gruppen auszuwählen, die am besten zu dem passen, was wir dann hoffentlich gemeinsam erreichen wollen?“ Blau: „Natürlich. Das ist mein Job. Wenn du denn für die Integration sorgst?“ Gelb: „Klar. Das kann ich. Und du wirst dann in Zukunft weniger Stress haben, denn ich kann dir sagen, wie viel du in welcher Gruppe machen musst, um von denen anerkannt zu werden.“
Mehr: Die Logik der Emotionen Zur TwentyFive-Methode Zu den Büchern [Tiefenmotivation] (https://texorello.org/de/texorello/catalog/7/index.html/) Zu den [Motivationstypen] (https://texorello.org/de/texorello/catalog/8/index.html/)