Das Gute und das Böse
Ein junger Freund fragte mich, weshalb ich die Dimension ‚Gut versus Böse‘ im Konstrukt Tiefenmotivation (Methode TwentyFive) nicht erwähne. Ich habe geantwortet, dass ich nicht daran glaube, dass wir vom Guten oder vom Bösen an sich motiviert werden. Unser Handeln wird von Trieben oder lebensnotwendigen Grundbedürfnissen bestimmt. Wir verhalten uns so oder so, damit wir überleben. Es sind nicht die Triebkräfte, von denen etwas Zerstörerisches ausgeht, sondern unsere Irrtümer, Ängste oder Verzweiflung. Aber natürlich hat er mit seiner Anmerkung absolut recht. Das Verhalten ist die Dimension, in der wir Glück oder Unglück gestalten, für uns und unsere jetzigen und zukünftigen Mitmenschen. Im Buch ‚Die Garotte‘ plant Wilfried, einer der Helden dieser Geschichte, mit diesem Mordinstrument seine Frau umzubringen. Es wird sich zeigen, dass er, ein Spielsüchtiger, in kriminelle Machenschaften verstrickt ist. Es geht um gut organisierte Wirtschaftskriminalität, bei der Mitarbeiter verschiedener Firmen zu Lasten ihrer Arbeitgeber viel Geld verdienen. Doch die Ermittlungen laufen bereits und beginnen eine Schlinge auch um den Hals von Wilfried zu ziehen. Im Buch werden nach jeder Episode die Profile der Akteure erstellt. So wird erlebbar, welche Kräfte im Unbewussten deren Handeln bestimmen.
Von Sigmund Freud kennen wir die Aufteilung in ‚Es‘, ‚Ich‘ und ‚Über-Ich‘, mit der Hoffnung, dass ‚Wo Es war, soll Ich werden‘. Unsere Aufgabe ist es, das Ich so weit zu stärken, dass es das ‚Über-Ich‘ entmachten kann. Genau aus diesem Grund kümmern wir uns um die Grundbedürfnisse, für deren Erfüllung das ‚Ich‘ Schritt für Schritt die Verantwortung übernehmen kann. Das ‚Über-Ich‘ können wir uns als Sammlung der Direktiven vorstellen, die wir in der Kindheit und dann später durch die ‚herrschenden Mächte‘ erhalten haben. Korrekt müssten wir sagen: die wir aus den Antworten abgeleitet haben, die wir auf diese Frage bekommen haben: ‚Was muss ich tun, um mich durchzusetzen zu dürfen, um integriert zu werden, um sicher leben zu können, um als Individuum gewürdigt zu werden?‘
Sobald wir die Frage, als selbstbestimmte Menschen, neu formulieren: ‚Was kann ich tun, um mich…‘ beginnen wir ‚Es‘ zuzulassen und unser ‚Ich‘ zu stärken. Dann aber warten in jedem Menschen, in jeder Familie und natürlich in jedem Unternehmen emotionale Schätze darauf, entdeckt und positiv genutzt zu werden. Solange sie verborgen bleiben und verdrängt werden, bleiben sie in der Dunkelheit, bilden sie eine unkalkulierbare Energie, die jegliche Freude, Kreativität und Schaffenskraft bremst. Da helfen auch alle gutgemeinten Ratschläge nicht, die uns sagen, wie wir unsere Mitarbeiter zu führen haben, oder was wir machen müssen, um erfolgreich zu sein.
Wer bist Du? Das Buch beschreibt das Leben verschiedener Menschen und das Handeln einiger Unternehmen. Es zeigt die Profile aller Akteure, auch die Unternehmens- und Teamprofile, und zwar aus dem Blickwinkel des ‚Es‘: Was sind unsere wichtigen Bedürfnisse und was können wir tun, um ihnen gerecht zu werden?
Wohin gehst Du? Aus dem Zusammenwirken gegensätzlicher Grundbedürfnisse ergeben sich Konzepte für eine erfolgreiche Zukunft, sobald wir vom Vermeidungs- zum Lustprinzip und von der Kind-Ich- zur erwachsenen Haltung umschalten.
Was bewegt Dich? Wir erleben, wie das ‚Über-Ich‘ mit seinen Ängsten und Irrtümern zusammenbricht und wie sich für das ‚Es‘ neue, ungeahnte Möglichkeiten erschließen. Es geht dabei besonders um die innere Ausgeglichenheit zwischen den konfligierenden Grundbedürfnissen.
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