Zufriedenheit ist gesund und gewinnbringend
Wenn wir in aller Tiefe zufrieden sind mit dem, was wir gerade tun, ist alles gut. Keine Sorgen, keinen Stress, keine falschen Erwartungen. Hier und heute leben wir einverstanden mit uns, unseren täglichen Aufgaben und genießen es, in jeder Hinsicht gut für uns zu sorgen. Glück? Ja, auch. Aber, dieser ruhige und kraftvolle Zustand ist weniger kontemplativ oder selbstbeurteilend. Er ist aktiv, lustbetont, intrinsisch motiviert. Wir sehen etwas, das wir nutzen oder verändern wollen, und handeln so, dass wir zufrieden sind und bleiben.
Extrinsisch motiviert zu sein heißt, nach einer späteren Zufriedenheit zu streben. Wir opfern das Heute für irgendein Morgen. Wir vertagen unsere aktuellen Bedürfnisse. Bis dahin erdulden wir die innere Unausgeglichenheit. Wir gewöhnen wir uns daran, auf manches zu verzichten oder einiges zu machen, das uns schadet, weil es über unsere Grenzen geht und uns negativen Stress macht. Wir glauben oder hoffen, es sei für einen guten Zweck. Wir wollen Karriere machen oder zumindest für später vorsorgen. Für die Rente. Für den Urlaub. Fürs Wochenende. Das Streben nach einer späteren Zufriedenheit ist verständlich, aber nicht klug. Oder wie Goethe den ‚Herrn“ zu Mephisto sagen ließ: „Es irrt der Mensch, solang er strebt.“
Verzicht oder Überengagement machen schlechte Gefühle. Zurecht. Wenn wir Hunger haben, wollen wir essen. Wenn wir Durst haben, müssen wir etwas trinken. Verdrängen wir diese Bedürfnisse, geht es uns zunehmend schlechter. So ist es auch mit den emotionalen Bedürfnissen, mit unseren Farben. Aber, die haben eine eigene Sprache und unser bewusstes Denken ist in der Lage, den eigenen Gefühlen mit Vertröstungen oder seltsamen Erklärungen zu begegnen. Wenn ich einmal reich bin oder berühmt oder mein Partner sich ändert, dann … und natürlich sind immer die Eltern oder die Vorgesetzten Schuld an meiner Unzufriedenheit. Wer oder was auch immer. Ich habe jetzt keine Zeit und muss meine Aufgaben schnell erledigen. Koste es, was es wolle. Gegen Burn-out oder Depressionen kann man sich wehren, oder?
Nein. Das Bewusstsein hat keine Chance im Kampf gegen die existenziellen Bedürfnisse nach Durchsetzung und Sicherheit, nach Zugehörigkeit und Anerkennung, nach Empathie und Erkenntnis. Sich selbst zu etwas zwingen macht krank. Je nach Veranlagung reagieren Körper, Seele oder Geist oder alle Ebenen gleichzeitig. Unzufriedenheit, eine tiefe Traurigkeit oder Erschöpfungssymptome können wir als Hilfeschreie der unterdrückten oder überforderten Seelenanteile verstehen.
Es ist gesünder, ein sinnerfülltes und selbstgefälliges Leben zu genießen. Das verstehen wir. Aber, wieso gewinnbringend? Gewinn ist Ertrag minus Aufwand. Unzufriedenheit zeigt sich in inneren Widerständen, die zu überwinden den Aufwand in die Höhe treibt. Bis irgendwann gar nichts mehr geht. Wir kämpfen gegen uns selbst und investieren dafür unnötige Kräfte. Wir kennen die Reibungsverluste aus den Grabenkämpfen in unseren Organisationen. Im Innenleben läuft es vergleichbar ab. Also, wenn Mitglieder des inneren Teams auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet sind, setzt das die Kräfte frei. Es fließt. Die Erträge unseres Handelns kommen allen zugute. Das motiviert zu einem energiegeladenen, selbstbewussten, eigenverantwortlichen Handeln. Wir verlassen die Opferrolle und werden aktiv, handeln lustbetont und sind intrinsisch motiviert. Wir sehen etwas, das wir genießen oder neugestalten oder verändern wollen, und sorgen dafür, dass wir selbst zufrieden sind. Wir lieben, was wir machen.
Die Zufriedenheits-Erfahrung aus diesem selbstbestimmten Handeln macht stark und in einem positiven Sinne süchtig, weil es Spaß macht, gut für sich zu sorgen. Egoismus? Nein. Im Gegenteil! Die Bedürfnisse Gelb (Zugehörigkeit) und Weiß (Empathie), häufig auch Grün (Sicherheit) würden stark rebellieren, wenn aus unserem Tun Nachteile für unsere Mitmenschen zu befürchten wären. Alleine sind wir nicht lebensfähig, sagt unsere emotionale Erfahrung. Wir brauchen den Kontakt, die Reflexion und die gegenseitige Unterstützung. Spaß macht das, was allen zugutekommt. Also ist ein selbstgefälliges Leben integrierend und für alle förderlich. Und so gesehen ist unsere tiefe Zufriedenheit für alle Beteiligten gewinnbringend, weil wir ihre Belange berücksichtigen.
Das ist nicht immer einfach, weil wir Menschen uns in unseren Prioritäten und Erfahrungen stark unterscheiden. Wir brauchen Fantasie, um im Alltag zu guten Lösungen zu kommen, die allen dienen. Es geht nicht um laue Kompromisse, sondern um die Effekte, die sich aus dem Prinzip der Diversität ergeben. Das sind vor allem Ideenreichtum und wachsende Kompetenzen aus dem gemeinsamen Handeln unterschiedlicher Typen. All das steigert den Ertrag. Wobei wir den persönlichen Gewinn nicht immer finanziell messen können und wollen. Was ist es uns wert, ein selbstbestimmtes, glückliches und gesundes Leben zu führen?
Das Prinzip der gesunden und gewinnbringenden Zufriedenheit führt zu den diskutierten Konzepten, wie Person-Job-Fit, Work-Life-Balance, Resilienz-Stärkung oder Burn-Out-Prophylaxe. Die Strategien lassen sich auch auf die Kundenzufriedenheit übertragen. Wir nutzen die gleichen ‚Mechanismen‘ und streben nach Produkten, deren Kommunikation und Service-Maßnahmen, die in sich stimmig sind und alle Beteiligten nachhaltig zufrieden machen.
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